Mit einem Balkonkraftwerk ist eine Solaranlage gemeint, die privat an Ihrem Balkon, im Garten oder auf dem Haus angebracht wird. Hört sich zunächst nach einer ganz normalen, vom Netzbetreiber unterstützen Anlage an, die Strom ins Netz des Betreibers einspeist. Dem ist aber nicht so. Balkonkraftwerke sind Photovoltaikanlagen, die in Miniversion nur für Ihren Haushalt betrieben werden. Der Clou dieser Mini-Photovoltaikanlagen, ist die einfache Befestigung an Balkon, Haus oder im Garten und die kinderleichte Inbetriebnahme. Sie müssen das Balkonkraftwerk nach der Installation nur an eine Steckdose anschließen und schon speist es Strom in Ihren Haushalt ein und nicht ins Netz des Betreibers.
Die Anzahl der kWh, die Sie vom Betreiber beziehen sinkt, ihr Stromzähler dreht sich langsamer. Das soll nach Ansicht einiger Hersteller eine relevante Stromersparnis bringen. Hängt aber von der Leistung der Mini-Photovoltaikanlage, der Anzahl der Sonnenstunden und nicht zuletzt von den Stromverbrauchern, die in Ihrem Haushalt angeschlossen sind, ab.
Die Anzahl der Solarmodule richtet sich nach der Technik des Anbieters sowie Ihrem zu erwartenden Stromverbrauch bzw. nach den angeschlossenen Stromverbrauchern. Kleine Anlagen bestehen aus einzelnen Solarmodulen oder zwei Solarmodulen die mittels eines Spezialsteckers verbunden werden. Die Solarmodule werden einfach an einer Steckdose angeschlossen und speisen den erzeugten bzw. gespeicherten Strom direkt ins Hausnetz ein.
Das Balkonkraftwerk ist i. d. R. so konstruiert, dass der tagsüber erzeugte Strom zum Teil in Ihr Hausnetz einfließt und zum Teil gespeichert wird. Der gespeicherte Strom wird nachts Ihrem Hausnetz zum Teil wieder zugeführt. Diese intelligente Mini-Photovoltaiganlage besteht also aus Solarelementen, die als Stromerzeuger und gleichzeitig als Stromspeicher fungieren.
Die Idee hinter dem Balkonkraftwerk ist nicht nur eine Kostenreduktion, sondern hat auch Unabhängigkeits- und Umweltaspekte. Die Strompreise stiegen in der Vergangenheit kontinuierlich und unberechenbar an. Viele Menschen sehnen sich daher nach Unabhängigkeit vom Netzanbieter. Die Idee und Entwicklung von Balkonkraftwerken sollte ein Schritt in Richtung Unabhängigkeit sein.
Solarenergie gilt als saubere Energie und wird neben Windkraft von der Politik als Hauptenergieerzeugungsquelle angestrebt. Besitzer von Photovoltaiganlagen, die Energie ins Netz der Stromanbieter bzw. Netzbetreiber einspeisen beteiligen sich bereits rege an der Idee. Erfinder bzw. Anbieter von Balkonkraftwerken möchten Ihren Teil zur sauberen Energie beitragen, nur nicht im gesamten Energienetz, sondern für Privathaushalte und dem sogenannten „Hausgebrauch“.
Ziel der meisten Entwickler von Balkonkraftwerken ist es, zumindest den Standby-Verbrauch nachts und tagsüber für einen Haushalt abzudecken und so Kosten zu reduzieren.
Die Entwicklung schreitet weiter voran und ermöglicht immer größere Mengen Strom zu erzeugen.
Die Solarmodule und das Zusammenspiel von Wechselrichter (Solarmodul, das Strom erzeugt) und Speicher werden immer effektiver, so dass wie schon erwähnt einige Unternehmen mit relevanter Stromersparnis werben. Wir wollen eine Beispielrechnung durchführen und am Durchschnittsverbrauch messen. Des Weiteren sollen die Anschaffungskosten einbezogen werden.
Der Stromverbrauch unterliegt enormen Schwankungen, wird aber im Durchschnitt pro Wohnung mit 2000 bis 2500 kWh/Jahr angegeben. Der Stromverbrauch eines Einfamilienhauses liegt bei 2500 bis 4500 kWh/Jahr. Ein kleines Balkonkraftwerk erzeugt optimistisch gerechnet 250 khW Strom im Jahr. Größere Balkonkraftwerke können bis zu 500 kWh Strom pro Jahr erzeugen, sind in der Anschaffung aber auch entsprechend teurer. Bei einem Verbrauch von 2000 kWh/Jahr würden 1/8 bis 1/4 an Strom vom Balkonkraftwerk kommen. Bei einem Strompreis von 30 Cent/kWh würden Sie bei einem Verbrauch von 2000 kWh/Jahr ohne Balkonkraftwerk 600 Euro an den Netzbetreiber/Energieanbieter zahlen. Mit Balkonkraftwerk und maximaler Ausschöpfung der Solarenergie, würden Sie 75 Euro (kleines Balkonkraftwerk) bis 150 Euro (großes Balkonkraftwerk) sparen. Klingt erstmal gut, aber wie teuer ist ein Balkonkraftwerk? Kleine Balkonkraftwerke kosten ca. 3000 Euro. Das heißt bei 75 Euro bis 150 Euro Stromkostenersparnis im Jahr, haben Sie die Anschaffungskosten bei gleich bleibendem Strompreis in 20 bis 40 Jahren wieder raus.
Anbieter von Balkonkraftwerken argumentieren gerne mit steigenden Strompreisen und dass die Anschaffungskosten bei errechnetem prozentualen Anstieg zukünftiger Strompreise in ca. 8 Jahren wieder ausgeglichen werden. Wenn die vergangen Strompreise rückblickend betrachtet werden, stimmt die Prognose. In 20 Jahren hat sich der Strompreis fast verdoppelt. Nicht zuletzt wegen der EEG-Zulage stiegen die Stromkosten bis 2014 enorm an. Allerdings haben wir seit 2015 einen leichten Preisverfall und somit sinkende Strompreise. Die Frage nach einer stabilen Preisprognose kann also nicht beantwortet werden. Die EZB versucht durch senken des Leitzinses einem Preisverfall entgegen zu wirken, kann aber nicht dauerhaft Einfluss auf die Inflationsrate nehmen. Daher ist es fraglich, ob der Strompreis tatsächlich steigt, oder wir in den nächsten Jahren sinkenden Strompreisen und einem generellen Preisverfall entgegen steuern.
Mini-Photovoltaiganlagen der ersten Generation waren noch relativ unsicher und wurden meist als Guerilla-Kraftwerke ohne Mitteilung an die Energieverbraucher und Netzanbieter betrieben. Die Sicherheit hat sich aber verbessert. In der Regel werden technische Elemente eingesetzt, die auch bei Kurzschluss bzw. rausspringen der Sicherung verhindern, dass weiter Strom über das Balkonkraftwerk fließt. Beim Kauf eines Balkonkraftwerkes sollten Sie sich eingehend über die Sicherheit beraten lassen. Für die Meldepflicht eines Balkonkraftwerkes gilt weiterhin, dass diese nicht beim Netzbetreiber und Energieversorger Anmeldepflichtig sind, aber per Formular diesen angezeigt werden sollten. Einige Energieversorger tauschen den Stromzähler gegen einen mit Rücklaufstopp aus. Die Energieversorger befürchten, dass der Stromzähler sonst rückwärts laufen könnte.
Mit eingehender Beratung beim Kauf eines Balkonkraftwerkes und der kurzen Meldung beim Energieverbraucher und Netzbetreiber sind Sie auf der sicheren Seite.
Die Idee hinter der Erfindung eines Balkonkraftwerkes, ist etwas was sich die meisten Menschen wünschen, nämlich Unabhängigkeit von großen Konzernen. Die Umsetzung ist technisch raffiniert und die Entwicklung wird stetig vorangetrieben. Des Weiteren ist der Umweltaspekt, saubere Energie zu beziehen, nicht zu vernachlässigen. Allerdings ist es aufgrund des hohen Anschaffungspreises finanziell nicht rentabel. Läge dieser unter 1000 Euro für ein Balkonkraftwerk, dass mindestens 1/3 des Stromverbrauches konstant senkt, wäre es ein Markt für alle Verbraucher. So ist die Frage, wer sich ein Balkonkraftwerk kaufen möchte und ob das tatsächlich eine Investition für die Zukunft, oder für das grüne Gewissen ist? Würde ein Umdenken bei den Konzernriesen, finanzierte Photovoltaiganlagen zur Erzeugung sauberer Energie für alle Haushalte und somit ein schnellerer Ausstieg aus der Atomenergie vielleicht mehr Sinn machen?
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